Siebenpünktchen und die Reise zum Mond
Rolf
Marienkäfer schnäuzte heftig in sein Taschentuch.
„Hatschi!“ Und noch einmal: „Hatschi!“ Familie
Marienkäfer lebte in einem wunderschönen Garten. Dort
wohnten sie im blühenden Rosenstrauch. „Wenn nur der
Vollmond endlich vorbei wäre“, stöhnte Papa Marienkäfer.
Immer dann, wenn der Mond richtig dick und rund am
Himmel stand, bekam Herr Marienkäfer eine scheußliche
Grippe. Dann tropfte seine Nase ohne Unterbrechung. Er
hustete und musste zwölf Mal hintereinander niesen. Das
war ziemlich unangenehm für die Nachbarn. Frau Schnecke
kroch schnurstracks zum Rosenstrauch und zog einen
Bollerwagen beladen mit allerlei Kräutern hinter sich
her. Leider kam sie zu spät. Der Mond hatte abgenommen
und Rolf Marienkäfers Grippe war wie weggeblasen.
Unverrichteter Dinge drehte sie mit ihrer Medizin um. Im
Rosenstrauch kehrte Ruhe ein. Bis … ja, bis zum nächsten
Vollmond.
„Siebenpünktchen! – Hatschi!!! – Siebenpünktchen!“
„Ja, Papa!“
Siebenpünktchen kletterte am Stiel der Rose hinauf, auf
der Rolf Marienkäfer dick vermummt zwischen
Rosenblütenblättern lag.
„Flieg rasch
mal zur Schnecke und bringe mir ihre Kräuter.“
„Armer Papa“,
dachte Siebenpünktchen, „wenn ich nur wüsste, was ihm
helfen würde? Vielleicht kann ich den Mond bitten, sich
eine Wolke vor das Gesicht zu ziehen.“ Das war eine
tolle Idee! Er begab sich sogleich auf die lange Reise.
Er flog höher und höher hinauf.
Mittlerweile
war er müde geworden, denn er hatte bereits viele
Flugstunden hinter sich gebracht. Plötzlich blitzte ein
Sternchen neben ihm auf und rief: „Siebenpünktchen, komm
und setz dich auf mich. Du kannst dich ein wenig bei mir
ausruhen.“
„Woher weißt
du, wie ich heiße?“, fragte Siebenpünktchen und ließ
sich erleichtert nieder.
„Mein Platz
am Himmel ist genau über dem Garten, in dem du wohnst.
Ich werde dir helfen“, sagte der Stern und rief in die
dunkle Nacht hinein: „Silberschweifchen, Goldlöckchen,
Purzelchen und alle Sterne des Himmels! Kommt her und
bildet eine lange Reihe, die bis zum Mond reicht.“
Es blitzte
und blinkte. Bald darauf erstreckte sich am Firmament
ein funkelnder Weg. Der kleine Marienkäfer hüpfte von
Stern zu Stern.
Endlich sah
Siebenpünktchen den Himmelskörper ganz deutlich vor
sich. Noch zwei Hüpfer, dann stand er auf dem letzten
Sternchen. So riesig hatte er sich die leuchtende Kugel
allerdings nicht vorgestellt. Vom Rosenstrauch sah sie
nicht größer als ein Fußball aus. Er stellte sich auf
seine hintersten Käferbeinchen, um erwachsener zu
erscheinen und erzählte dem Mond von Rolf Marienkäfers
Unpässlichkeit. „Kannst du dir nicht einfach eine dicke
Wolke vor dein Gesicht ziehen, damit Papa Marienkäfer
dich nur zur Hälfte sieht?“, fragte er zaghaft.
Als der Mond
Siebenpünktchens Wunsch hörte, lachte er schallend. Die
Sterne erbebten und purzelten wild durcheinander.
Siebenpünktchen musste sich gut an seinem Sternchen
festhalten, sonst wäre er hinuntergefallen. „Das würde
nicht helfen“, erklärte der Mond. „Ich werde auf meinem
Weg von der Sonne angestrahlt. Und wenn die Erde, die
gemeinsam mit mir um die Sonne kreist, genau zwischen
Mond und Sonne steht, dann seht ihr mich bei Nacht als
Vollmond. Das passiert ungefähr einmal im Monat. Genau
genommen alle siebenundzwanzig bis achtundzwanzig Tage.“
Siebenpünktchen hörte staunend zu. Das hatte er nicht
gewusst.
„Aber gewiss
hilft es deinem Papa Marienkäfer“, fuhr der Mond fort,
„wenn er bei Vollmond ein lustiges Liedchen trällert,
denn wenn man singt, kann man nicht niesen.“
So kam es,
dass die Gartenbewohner vor dem Einschlafen dem Gesang
von Rolf Marienkäfer lauschten. Der saß dann in seinem
Rosenstrauch, schaute den Mond an und sang die
wunderschönsten Lieder.
Und wenn
wieder einmal Vollmond ist und ihr ganz leise seid, dann
könnt ihr vielleicht auch Papa Marienkäfer beim Singen
zuhören.
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