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Leseprobe

Marienkäfer Siebenpünktchen

 

2012 © Copyright

Eine ungewöhnliche Freundschaft

 

Im Garten in einem blühenden Rosenstrauch wohnte Familie Marienkäfer. Die Käferfamilie hatte in diesem Jahr besonders viel Glück gehabt, so eine schöne und komfortable Behausung zu finden. Dagegen waren ihre Nachbarn, Familie Grille, mit der neuen Wohnung im Fliederbusch gar nicht zufrieden. Denn neben dem Busch stand eine dreistämmige morsche Birke, in der Herr Specht sein Baumhaus gebaut hatte. Mal ganz davon abgesehen, dass es für Insekten eine große Gefahr bedeutete, in der Nähe von Spechts zu wohnen, war es furchtbar laut. Herr Specht klopfte und hämmerte den ganzen Tag und sein Sohn Friedhelm fing auch schon damit an.

 

 

Familie Marienkäfer hatte acht Kinder. Die waren alle quietschfidel und wohlgeraten. Zwar brummte Papa Marienkäfer manchmal etwas, weil es äußerst schwierig war, die Rasselbande zu beaufsichtigen, aber im Großen und Ganzen war er recht stolz auf sie. Nur Siebenpünktchen bereitete ihm ein wenig Sorgen. Der kleine Käfer wollte unbedingt mit Friedhelm Specht spielen und konnte einfach nicht einsehen, warum er das nicht durfte.

 

„Es ist viel zu gefährlich, solch artfremde Freundschaften zu schließen“, erklärte ihm Papa Marienkäfer. „Spiel doch lieber mit Egon Grille, der ist hochmusikalisch und kann wundervolle Lieder zirpen.“

Jeden Morgen rief Frau Marienkäfer ihre Familie zum Frühstück. „Einpünktchen, Zweipünktchen, Dreipünktchen, Vierpünktchen, Fünfpünktchen, Sechspünktchen, Siebenpünktchen, Achtpünktchen und Rolf Marienkäfer, allesamt bitte frühstücken kommen!“ Die Marienkäferkinder hatten ihre Namen nach der Anzahl der Pünktchen auf ihrem Panzer erhalten. Frau Marienkäfer antwortete scherzhaft, wenn sie mal nach dem Grund dafür gefragt wurde: „So kann ich sie besser unterscheiden.“

 

Mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages erwachte der Rosenstrauch zum Leben. Alle Marienkäfer schwirrten und summten durcheinander. Die Käferkinder sprangen aus ihren Rosenblätterbettchen und krabbelten, so schnell sie konnten, an den Rand der Blüte. Jedes wollte als Erster den Morgentau erwischen, um eine ordentliche Dusche mitzubekommen. Keines wollte zu spät kommen oder ausgescholten werden, wenn Mama Marienkäfer die kleinen Panzer kontrollierte. Wenn zum Tagesbeginn die Pünktchen nicht glänzten und funkelten, verstand sie keinen Spaß, denn sie wollte sich schließlich nicht vor den anderen Insektenmüttern blamieren.