Eine ungewöhnliche Freundschaft
Im Garten in einem blühenden Rosenstrauch wohnte Familie
Marienkäfer. Die Käferfamilie hatte in diesem Jahr besonders
viel Glück gehabt, so eine schöne und komfortable Behausung zu
finden. Dagegen waren ihre Nachbarn, Familie Grille, mit der
neuen Wohnung im Fliederbusch gar nicht zufrieden. Denn neben
dem Busch stand eine dreistämmige morsche Birke, in der Herr
Specht sein Baumhaus gebaut hatte. Mal ganz davon abgesehen,
dass es für Insekten eine große Gefahr bedeutete, in der Nähe
von Spechts zu wohnen, war es furchtbar laut. Herr Specht
klopfte und hämmerte den ganzen Tag und sein Sohn Friedhelm fing
auch schon damit an.
Familie Marienkäfer hatte acht Kinder. Die waren alle
quietschfidel und wohlgeraten. Zwar brummte Papa Marienkäfer
manchmal etwas, weil es äußerst schwierig war, die Rasselbande
zu beaufsichtigen, aber im Großen und Ganzen war er recht stolz
auf sie. Nur Siebenpünktchen bereitete ihm ein wenig Sorgen. Der
kleine Käfer wollte unbedingt mit Friedhelm Specht spielen und
konnte einfach nicht einsehen, warum er das nicht durfte.
„Es ist viel zu gefährlich, solch artfremde Freundschaften zu
schließen“, erklärte ihm Papa Marienkäfer. „Spiel doch lieber
mit Egon Grille, der ist hochmusikalisch und kann wundervolle
Lieder zirpen.“
Jeden Morgen rief Frau Marienkäfer ihre Familie zum Frühstück.
„Einpünktchen, Zweipünktchen, Dreipünktchen, Vierpünktchen,
Fünfpünktchen, Sechspünktchen, Siebenpünktchen, Achtpünktchen
und Rolf Marienkäfer, allesamt bitte frühstücken kommen!“ Die
Marienkäferkinder hatten ihre Namen nach der Anzahl der
Pünktchen auf ihrem Panzer erhalten. Frau Marienkäfer antwortete
scherzhaft, wenn sie mal nach dem Grund dafür gefragt wurde: „So
kann ich sie besser unterscheiden.“
Mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages erwachte der
Rosenstrauch zum Leben. Alle Marienkäfer schwirrten und summten
durcheinander. Die Käferkinder sprangen aus ihren
Rosenblätterbettchen und krabbelten, so schnell sie konnten, an
den Rand der Blüte. Jedes wollte als Erster den Morgentau
erwischen, um eine ordentliche Dusche mitzubekommen. Keines
wollte zu spät kommen oder ausgescholten werden, wenn Mama
Marienkäfer die kleinen Panzer kontrollierte. Wenn zum
Tagesbeginn die Pünktchen nicht glänzten und funkelten, verstand
sie keinen Spaß, denn sie wollte sich schließlich nicht vor den
anderen Insektenmüttern blamieren.
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