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"Schon wieder Wochenende ", stöhnte Anja, "am Wochenende ist es doch
immer so langweilig".
Tatsächlich, wenn man es mal so richtig bedenkt,
ist so ein Wochenende für ein neunjähriges Mädchen fürchterlich
langweilig. Die Freundinnen und Klassenkameraden mussten zu Hause
bleiben, ihre Sonntagskleider anziehen und sich die Hände vor dem Essen
waschen. Wie vor hundert Jahren.
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Auch für Anja hieß es am Wochenende: Räum dein
Zimmer auf, zieh dich ordentlich an, wir wollen
deine Tante besuchen.
"Immer das gleiche Theater", maulte sie und
dachte, es muss doch möglich sein mal ein
Wochenende spannender und interessanter zu
verbringen. Nur wie, überlegte sie weiter. Wie kann ich etwas erleben, was
andere Kinder nicht an diesem Wochenende erleben? |
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Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Ja genau, das war es, eine
Geschichte! Ich werde eine Geschichte schreiben. Sie setzte sich an
ihren Schreibtisch und begann zu schreiben. |
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Ein total verrücktes Wochenende |
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Was, dachte der Mond, ist es schon wieder Morgen? Ich bin doch
gerade erst schlafen gegangen und jetzt muss ich schon wieder aufstehen? |
Er schaute von
seinem Wolkenbett auf und sah gerade noch die
Sonne, die sich gähnend anschickte ins Bett zu gehen. Die Sterne konnten
auch schon kaum noch ihre Augen aufhalten und die Schneeflocken machten
sich bereit, um auf die Erde zu fallen, denn es war Mitte August und auf
dem großen Kalender stand: Heute soll es den ganzen Tag schneien.
Na
gut, dachte der Mond, dann will ich mal meine Arbeit tun. Er wälzte sich
schwerfällig aus den Wolkenkissen und stellte sich mitten an den Himmel.
Es war gerade sieben Uhr morgens und auf der Erde herrschte ein buntes
Treiben.
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Die Fische
schwirrten durch die Luft, die Pinguine fuhren
auf ihren Schlittschuhen über das Eis und die
Eisbären nahmen gerade ihre Kinder von der
Wäscheleine, weil sie nun trocken waren.
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In der kleinen Stadt,
sie hieß Großes-Dorf, setzte sich der kurze
Lulatsch auf seinen Rennhahn und flog in die Schule.
Frau Schmutzig
staubsaugte die Straße vor ihrem Haus. Um die Ecke bog der Kaffeemann
und stellte, wie üblich, 2 Tonnen Kaffee vor die Haustüre von Frau
Schmutzig. Frau Schmutzig trank nicht viel Kaffee, aber 2 Tonnen mussten
es schon jeden Morgen sein. |
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Der kurze Lulatsch bog nach unten ab und flog noch gerade
rechtzeitig durch das Fenster in seine Schulklasse. Er stellte
sich auf seinen Platz. In diesem Moment ging das andere Fenster
auf und Frau Dumm, seine Klassenlehrerin, kam herein.
Sie war sehr nett
und gab sich die größte Mühe den Kindern ihre
Unwissenheit zu vermitteln. Frau Dumm wunderte
sich etwas, weil es in der Klasse so laut war.
Was ist los, dachte sie bei sich, die Kinder
sind doch sonst immer mucksmäuschenstill, bevor ich in
die Klasse komme.
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Na
gut, Kinder es ist Wochenende und am Wochenende wird
fleißig gelernt. Packt eure Taschen ein, wir reiten in
den Zoo. Die Kinder stellten sich ordentlich
durcheinander auf und gingen zur nächsten
Schiffhaltestelle. Dort mussten sie ziemlich lange
warten. Frau Dumm hatte nämlich einen Tag vorher im
Fahrplan nachgesehen, wann die Schiffe flogen. |
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An der Zookasse
mussten alle Kinder ein Eis essen, um ihren
Eintritt zu bezahlen. Der Zoodirektor, Herr
Orang-Utan, kam und begrüßte Frau Dumm und ihre
Klasse. "Auf Wiedersehen, Frau Dumm. Gute Nacht
Kinder. Ich habe euch nicht erwartet. Ich
schlage vor, wir joggen zuerst in die
Zooschule." |
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Unterwegs trafen
sie auf die Kameldame Carmela. Sie war so
verliebt in Elefanten-Jonny, dass sie die
Lehrerin und die Kinder nicht bemerkte. Sie sah
sich die Klasse von Frau Dumm nicht einmal an
oder studierte sie, obwohl doch die
Besucher die einzige Abwechslung im Zoo waren.
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Als sie um die Ecke
bogen, kamen sie an das Geschäft von Giraffen-Elli. Sie
hatten Glück Elli überhaupt anzutreffen. Normalerweise
wäre sie schon vorige Woche in ihre Heimat gereist. Im
Hochsommer war es ihr zu kalt im Zoo, sie packte dann ihre Koffer, verabschiedete
sich von ihrer Oma, der Elefantendame Nelly, und nahm das
nächste Flugzeug nach Feuerland. Elefanten-Nelly führte das
Geschäft der Mutter weiter und schaufelte die Straße schneefrei. |
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Herr Orang-Utan hatte noch eine Überraschung für die Kinder.
Aus diesem Grund führte er sie zum nächsten Melonenstand. Dort
bekamen sie von Herrn Schimmi ein Stück Melone. Sie mussten
allerdings die Kerne Herrn Leopold, dem Löwen, vor die Füße
spucken, damit er diese als Köder verwenden konnte und nicht so traurig auf seiner Brücke saß, weil
er keine Fische fing. Herr Leopold angelte doch für sein Leben
gern. |
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In der Zooschule
war die Hölle los. Studienrat Brüllaffe
schimpfte wie ein Rohrspatz. "Eine Affenschande
ist das. Ihr bringt mir ja die ganze Zooschule
durcheinander. Ihr sollt spielen, nicht lernen!"
Vor ihm standen zwei Zookinder und lächelten ihn
freundlich an. |
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Dem Zoodirektor
war es sichtlich peinlich, dass die Zookinder
ausgerechnet jetzt so ungehorsam gegenüber
ihrem Lehrer waren. Schnell stellte er Frau Dumm
und ihre Klasse vor und erklärte den Zookindern,
anhand verschiedener Beispiele, wie die Menschen aussahen. |
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Mittlerweile wurde es auch schon höchste Zeit für Frau Dumm
und die Kinder nach Hause zu schwimmen. Herr Orang-Utan begleitete
sie zum Ausgang des Zoos und verabschiedete sich von ihnen.
"Guten Tag, Frau Dumm. Hallo Kinder", rief er ihnen nach.
Der
Mond lachte, rieb sich die Hände und dachte: Es wird schon
dunkel. Jetzt habe ich bald Feierabend. Die Sterne
kicherten, als sie sahen, dass die Sonne
sich langsam und missmutig aus ihrem Bett erhob, um an ihren
Platz am Himmel zu gehen.
"Anja, bist du fertig? Hast du dein Zimmer aufgeräumt und
dich umgezogen? Wir wollen fahren." Anja lief schnell die Treppe
hinunter. "Mama, es ist ein phantastisches Wochenende", rief sie
und stieg ins Auto ein. |
© Copyright Marika Krücken |
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